Rezension
Zwar genügen ihm diesmal zwei LPs und unter 90 Minuten, auch ist das Album weniger personalintensiv – doch auch dieses künstlerische Statement des Westcoast-Jazz-Fürsten wiegt kaum weniger schwer als die beiden vorangegangen Großwerke. Eine sagenhafte Mischung aus dem Coltrane- und Sanders-Erbe, Deep Jazz, Soul, Funk und Hip Hop, wie sie so nur Washington erschaffen kann. Der 80er-Hit „Computer Love“ (Zapp) wird hier zu einem fast zehnminütigen Wunderwerk, großartig gesungen von Washingtons regelmäßiger Vokalpartnerin Quinn und mit einem von vielen wahrhaft atemberaubenden Washington-Soli. Auf „Get Lit“ teilen sich P-Funk-Legende George Clinton und Rapper D Smoke die Vocals zu einem sophistischen Funk-Groove. Tanzbarkeit war eine Vorgabe bei diesem Album, in Erinnerung daran, daß Jazz einst vor allem Tanzmusik war, mit Tanz als ursprünglichem menschlichem Gefühlsausdruck. Tatsächlich ist „Fearless Movement“ bei aller Vielschichtigkeit und Komplexität ein sehr körperliches Album, kaum ein Track, der nicht zu Bewegung auffordert. Es ist nicht besser als „The Epic“ und „Heaven And Earth“, aber anders, und man versteht hier unmittelbarer, warum es diesem Musiker gelang, Jazz wieder zu einem Sprachrohr der Black Community zu machen, zu einem Underground-Phänomen jenseits des elitären Elfenbeinturms. (2024)