Rezension
Posthume Veröffentlichungen kamen nach dem frühen Tod des genialen Gitarristen bekanntlich zu Hauf, und längst nicht alle sind auch nur annähernd essentiell. 1997 aber wurde es endlich mal wieder wirklich interessant: Da öffnete die Hendrix-Familie die Archive, und die waren prall gefüllt. Wobei viele der hier zu hörenden Songs auf früheren Alben bereits zu hören waren, oft freilich in böse verhunzten (= nachproduzierten) Versionen. „First Rays“ war der Versuch, das Studioalbum, an dem Hendrix in der Zeit vor seinem Tod gearbeitet hatte, so authentisch wie möglich zu rekonstruieren. Mit doch überraschend erfreulichem Ergebnis! Das Album klingt erdiger als „Electric Ladyland“, auffällig ist auch die Entwicklung von Hendrix als Sänger; und insgesamt hat man den Eindruck, daß er sich doch aus dem Schatten des unglaublichen 1968er Meisterwerkes hätte befreien können. Natürlich: Mehr als ein Versuch der Annäherung an Hendrix‘ Intentionen kann dies nicht sein; wer weiß, was alles noch geändert, gestrichen oder overdubbed worden wäre. Doch immerhin ist dies ein sehr, sehr gutes Album, das auch von Nicht-Komplettisten mit Begeisterung gehört werden kann…! – Diese Neuausgabe wurde neu und vollständig analog von Bernie Grundman gemastert. (1997/2024)