Rezension
Über die Skandalberichterstattung über seinen Ex-Bandkollegen Pete Doherty hatte man Carl Barât fast aus den Augen verloren. Der hatte das vorläufige Ende der Libertines (durch Dohertys Ausstieg) aber ebenfalls überlebt und kam 2006 mit einem ausgezeichneten Debüt seiner neuen Band zurück. Wobei die Band so neu gar nicht war: Libertines-Drummer Gary Powell ist dabei, und Anthony Rossomando hatte während der Sommertour 2004 den verhafteten Doherty ersetzt. Nur Bassist Didz Hammond war neu und verließ The Cooper Temple Clause, um bei Barât einzusteigen. Es ist also nicht erstaunlich, daß „Waterloo To Anywhere“ wesentlich mehr nach The Libertines klingt als Dohertys Debüt mit seinen Babyshambles. Jenes zeugte von der Genialität seines Schöpfers, aber auch von seiner Zerfahrenheit. Absolut faszinierend, doch von der konzentrierten Kraft eines Libertines-Albums weit entfernt. Die kann man dafür hier auf Anhieb wiedererkennen. „Bang Bang You’re Dead“ etwa wäre eine der stärksten Libertines-Singles überhaupt gewesen, dicht gefolgt von „You Fucking Love It“. Löcher oder skurrile Nebenhandlungen gibt es nicht. Das Album ist von vorne bis hinten dicht und konzise – Barât rockt durch. Up the bracket! – Neuausgabe. (2006/2024)