Rezension

Daß die 2021 im Alter von 84 Jahren verstorbene Margo Guryan eine große Songwriterin in den Bereichen Folk und (eines Brian Wilson würdigen) Pop war, hat sich inzwischen herumgesprochen, auch wenn 1968, als ihr einziges eigenes Album „Take A Picture“ erschien, kaum jemand Notiz nahm. Weniger bekannt ist, daß sie da schon eine Karriere als Jazz-Songwriterin hinter sich hatte. Sie veröffentlichte ihre Songs zwar nicht selbst (sie wurden von so unterschiedlichen Künstlern wie Chris Connor und Harry Belafonte gesungen), aber sie nahm professionelle Demos davon auf. Das älteste hier zu hörende stammt aus dem Jahre 1956, und es steht außer Frage, daß Guryan auch als Jazzsängerin hätte Karriere machen können, wenn sie gewollt hätte. Aber sie wollte nicht, sie mochte keine Konzerte und erst recht keine Touren. Und das Studio mochte sie eigentlich auch nicht besonders. Weswegen sie Jahrzehnte lang ein Geheimtip blieb, bis das inzwischen kaum noch zu bezahlende „Take A Picture“ endlich wieder aufgelegt wurde. Das ist natürlich in seiner Gesamtheit auch Teil dieser Box, die aber noch weit mehr enthält – nämlich eben auch besagte Jazz-Aufnahmen (die übrigens exzellent klingen) und überhaupt reihenweise Demos, 16 davon bislang unveröffentlicht. Die von ihrem Stiefsohn Jonathan Rosner, ihrem Freund Geoffrey Weiss und den Numero Group-Überzeugungstätern Douglas McGowan, Reb Sevier und Ken Shipley kuratierte Box enthält zudem ein 36seitiges Booklet mit zahlreichen Fotos und Informationen. Ein angemessenes Denkmal für eine große Stimme und einen bemerkenswerten Menschen. (2024)