Rezension
Wut, Sarkasmus, Angst, Trauer, aber immer wieder auch Zärtlichkeit: Bei John Grant muß man bekanntlich stets mit allem rechnen, inhaltlich, emotional und musikalisch. „The Art Of Lie“ ist ein großer und meisterlicher Songzyklus, in dem es mal um sehr persönliche Gefühle geht (etwa um das schwierige Verhältnis des schwulen Songwriters zu seinem Vater, einem erzkonservativen Methodisten), dann um „christliche“ Bigotterie allgemein, schließlich um die sich aktuell selbst zerstörende amerikanische Gesellschaft, in der die offene Lüge längst zum politischen Alltag gehört. Das alles gekleidet in (mit Unterstützung von Brigitta Fontaine und Ivor Guest) perfekt produzierten Elektro-Pop, den man vielleicht als Dark Funk bezeichnen könnte. Sicherlich kein einfaches Album, ebenso sicher eines der stärksten in Grants außergewöhnlicher Solo-Diskographie. (2024)