Rezension
Das unangreifbar größte aller Live-Alben. Was Harry Belafonte hier musikalisch und nicht zuletzt menschlich geleistet hat, ist einigermaßen einzigartig und kann nicht oft genug gewürdigt werden. Der Groove scheint oft schon durch die bloße Anwesenheit des Entertainers zu entstehen; wenn sein unglaublich nuancierter Gesang dann einsetzt, ist man ihm endgültig ebenso verfallen wie damals das glücklich zu schätzende Carnegie Hall-Publikum. Tausendmal gehörte Folk-Klassiker („Cotton Fields“ etwa, oder „The Marching Saints“) klingen hier plötzlich wieder ganz neu; man möchte von definitiven Versionen sprechen. Der Humor in Songs wie „Man Piaba“, „Mama Look A Boo Boo“, „Man Smart (Woman Smarter)“: Göttlich, zeitlos und dem Unterhaltungs-Ramsch unserer Spaßgesellschaft um so vieles überlegen. Sein Umgang mit dem Publikum: Eine schlafwandlerisch sichere Kombination aus Respektlosigkeit und Charme. Selbstbewußtsein ohne Arroganz. Und das ist hier durchgehend fühl- und hörbar. – Bekannt ist die Aufnahme freilich auch für ihre spektakuläre klangliche Seite. Daß AudioNautes für diese One Step-Version nun das Mono-Band gewählt hat, mag irritieren angesichts der Tatsache, daß dieses Album für die legendäre RCA-Living Stereo-Reihe einen ähnlichen Symbolcharakter hat wie Fritz Reiners „Zarathustra“: Das Label verspricht ein deutliches Mehr an Dynamik gegenüber früheren HQ-Ausgaben in Stereo (es gibt ja etliche konkurrierende); auf dem Cover steht sogar ein entsprechender Warnhinweis: „The high dynamic may cause tracking problems if your system is not perfectly aligned.“ Der Schnitt ist selbstverständlich für Stereo-Tonabnehmer optimiert. Wer den Vergleich erleben will, sollte nicht zögern: Die Auflage beträgt gerade einmal 300 Stück! (1959/2024)