Rezension
Lange war die Etüde reines Trainingsprogramm technischer Fertigkeiten, von Musikschülern gehaßt und für den Konzertsaal ungeeignet. Frédéric Chopin und Franz Liszt befreiten die Gattung und machten sie gesellschaftsfähig, seither sind eine Menge Stücke entstanden, die den technischen Aspekt mit musikalischer Poesie vereinen. In diese Kategorie gehören auch die 17 Etüden des österreichischen Gitarristen, geschrieben für und gespielt auf der klassischen, nylonbesaiteten Konzertgitarre. Die meisten widmen sich dabei einem besonderen spieltechnischen Aspekt, doch Muthspiel gelingt es, diesen zu transzendieren wie einst Chopin und Liszt und wunderbare, ausdrucksstarke und oft sehr poetische Musik zu kreieren. Und sich nebenher tief vor einigen seiner persönlichen Heroen, von Bach über Brahms bis Bill Evans und Paul Motian zu verbeugen. Viel mehr als eine Gitarristenplatte. (2024)