Rezension
Natürlich gab es seit den 1960er immer wieder fruchtbare Begegnungen westlicher Musik mit der indischen Musiktradition. Die Band, die der in den USA geborene, in Indien aufgewachsene und heute in London lebende Perkussionist Sarathy Korwar ins Leben rief, ist dennoch einzigartig. Das elfköpfige Ensemble besteht aus indischen Musikern, die Jazz spielen können, und aus jungen europäischen Jazzgrößen wie Baritonsaxophonistin Tamar Osborn, Altsaxophonist Jesse Banister und Gitarrist Giuliano Modarelli, die die indische Musik hörbar verstanden haben. Was hier stattfindet, ist nicht einfach eine Begegnung, sondern eine echte Verschmelzung, bei der die Grenzen nicht mehr auszumachen sind. Obendrein entwickelt diese außergewöhnliche Band einen Flow, wie man ihn aus den langen Live-Improvisationen der Grateful Dead kennt. Der Spiritual Jazz der frühen 70er ist eine wichtige Basis; die meisten Kompositionen stammen aus dieser Ära (von Pharoah Sanders, John McLaughlin, Alice Coltrane, Joe Henderson oder Don Cherry) – doch was Korwar und sein Kollektiv daraus formen, ist etwas bis dato Ungehörtes. Daß er einen Livemitschnitt als Debüt veröffentlicht, ist nur natürlich: Diese Musik ist so organisch, daß sie unter Live-Bedingungen am besten gedeiht. Eines der außergewöhnlichsten Alben nicht nur der letzten Jahre, und vielleicht die erste wirklich gelungene Verbindung dieser beiden musikalischen Hochkulturen! (2018)