„21, 22, 23“: Christopher Annen, Henning May, Severin Kantereit und Malte Huck (der erst einstieg, als der Name schon beschlossen war) lassen keine Zweifel an ihrer Zielgruppe. Ich gehöre nicht dazu. Sie vermutlich auch nicht. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, die Platte zu mögen. AnnenMayKantereit sind das größte Ding, das es in der deutschsprachigen Popmusik seit vielen Jahren gab, sie spielten schon Monate vor Erscheinen ihres Debüts in ausverkauften Hallen, ziemlich großen sogar. Die klassische Rockkritik bemängelt fehlende (politische) Aussagen, konstatiert Befindlichkeitslyrik. Der erste Vorwurf prallt zumindest an Sänger Henning May ab, der seine Stimme den Rappern K.I.Z. für das doch ziemlich konkrete „Hurra die Welt geht unter“ lieh. Der zweite Punkt stimmt, aber Befindlichkeitslyrik kann ja durchaus auch gut sein. Und wenn sie dann auch noch von May gesungen wird (verdammt, was ’ne Stimme!), ist sie nicht nur glaubwürdig, sondern hat auch eine Menge Soul. Wer den Erfolg dieser Band allein mit einer Art Biedermeier-Sehnsucht in der „jungen Generation“ zu erklären sucht, macht es sich zu einfach: Das ist schon ein sehr, sehr gutes Album. (2016)