Es gibt gewiß Parallelen zwischen Josh Tillman und Bob Dylan: Ein gewaltiges Ego (das ja in der Geschichte nicht selten mit großer Kunst, Musik oder Literatur einherging) zum einen, das Enigmatische zum anderen: Was ist echt, was ist Schauspiel? Wieviel Tillman steckt in diesen Songs, was ist Manierismus? Wobei sich beim einen wie beim anderen die Frage stellt, ob das denn wirklich so wichtig ist; ob man die wortgewaltigen Texte beider Songwriter unbedingt tiefenpsychologisch deuten muß. Musikalisch sind die beiden natürlich kaum vergleichbar: Wo der eine sich vor allem bei der amerikanischen Folktradition bediente, wildert der andere – nicht weniger kunstvoll – in der Popgeschichte. Auf dem vierten Album unter dem Father John Misty-Moniker, nur ein gutes Jahr nach dem letzten Großwerk „Pure Comedy“ erschienen, ist es zunächst, etwas überraschend, George Harrison, der Pate steht: „Hangout At The Gallows“ hätte sich gut auf „All Things Must Pass“ gemacht. Man wird im weiteren Verlauf – einmal sensibilisiert – noch weitere Verweise in diese Richtung wahrnehmen, natürlich auch solche auf bereits bekannte Tillman-Vorbilder wie Elton John, Harry Nilsson und Randy Newman. Wobei Tillman niemals bloß kopiert, sondern virtuos mit den stilistischen Eigenheiten der Alten Meister arbeitet, stets Neues und Eigenständiges erschaffend. Und dabei seltsamerweise, trotz der Dichte an Einflüssen und Zitaten, trotz aufwendigen Arrangements und trotz dem Gewicht seiner Texte stets nach großer Popmusik klingt. (2018)