Rezension
Sie ist längst eine unangreifbare Ikone des US-Roots Rock, doch dieses – ihr 20. – Album ist auch für ihre Liga von bemerkenswerter Klasse. Sie hat es selbst produziert, und unüberhörbar ist, was sie von all den Meister-Produzenten, die bislang ihre Alben betreuten (u.a. Don Was, Peter Asher, T-Bone Burnett, zuletzt Joe Henry) gelernt und mitgenommen hat. Sound und Arrangements sind stets ideal ausgewogen, und jedes Slide-Fill, jeder Einsatz von Hammond B3 oder Rhodes-Piano sitzt perfekt. Großartig, wenn Raitt ihrer Gitarre erlaubt, Zähne zu zeigen (tut sie hier oft), die Patina steht der Stimme der Mittsechzigerin bestens zu Gesicht (sie klingt überzeugender denn je). Ob Funk, Roadhouse-Boogie oder Ballade, ob eigene Songs oder teils erstaunliche Cover (wie INXS‘ „Need You Tonight“) – einen Makel wird man hier nicht finden. Weder bei Raitt selbst noch bei ihrer immer wieder fantastischen Tour-Band, mit der sie dieses Album einspielte. Perfektion und der für das Genre lebenswichtige Straßenstaub gingen selten zu gut zusammen. (2016)