Rezension
Wenn man sagt, daß die Band um Shabaka Hutchings ein weiteres Großwerk erschaffen hat, gar das größte bislang, so sagt man doch nichts über das Album aus. Ein Konzeptalbum über die düstere Geschichte der Schwarzen (nicht nur) in Amerika, musikalisch praktisch alles aufgreifend, was im Zuge der Verschleppung und Ausbeutung afrikanischer Menschen seither geschehen ist, von Gospel und Blues über New Orleans Jazz, Swing, Bop, modalen und freien Jazz, Soul, Funk, Hiphop bis in die Gegenwart von Dubstep und Grime; dabei auch die südlicheren (Calypso, Rumba, Son, Reggae usw.) und afrikanischen Spielarten aufgreifend. Entsprechend vielfältig ist die Gästeschar, mit der sich das Kernquartett aus Hutchings, Tubist Theon Cross und den Rhythmikern Edward Wakili-Hick und Tom Skinner umgibt: Steve Williamson und Angel Bat Dawid, Lianne La Havas, D Double E und Kojey Radical, die Avantgarde-Künstlerin Moor Mother (Camae Ayewa). Es ist eine Bestandsaufnahme „schwarzer“ Musik, gleichzeitig ein Weiterdenken. Ein Album von gewaltiger Tragweite, dem man auch mit einem mehrere Seiten füllenden Essay kaum gerecht wird. Und das in einer Reihe steht mit den bahnbrechenden Werken, die vor über einem halben Jahrhundert auf demselben Label erschienen, auf dem Hutchings‘ Band heute veröffentlicht: Daß die große Impulse!-Retrospektive zum 60. Geburtstag des legendären Labels am selben Tag erschien wie dieses Album, hat durchaus Symbolgehalt. (2021)