Mit Recht fegte das zweite Album der Schweizerin (ein selbstverlegtes Debüt, „Sketches On Sea“, erschien 2007) Anfang 2009 wie ein Wirbelwind durch die Feuilletons. Da war ein Talent am Werk, das man nicht übersehen konnte: Eine verzaubernde Stimme, exzellentes Songwriting, erstaunliche Texte – und eine Bandbreite, die man so selten findet. Sophie Hunger kann Folk, Jazz, Chanson, doch auch bratzigen Alternative-Rock und Soul. Sie kann den einen Song zum Steinerweichen hauchen, im nächsten gibt sie die Janis Joplin (und das auch noch überzeugend). Sie bringt mitten in einem englischsprachigen Album (akzentfrei übrigens) ein deutsches Lied („Walzer für Niemand“), und was für ein schönes. Sie traut sich, auf einen Dylan-Song zu antworten, und auch noch mit einiger Kritik (in „Sophie Hungers Blues“ setzt sie des Meisters „I let you be part of my dream, if I can be part of yours“ ein forderndes „…if I can be part of your reality“ entgegen: Teenager-Romantik war gestern). Und wie sie das auch noch im typischen Idiom des frühen Bob bringt: Hut ab! Doch was immer sie singt, ob das kantige „The Boat Is Full“ oder das gleich darauf folgende „Beauty Above All“ (wirklich zum Sterben schön!) – man verfällt dieser Stimme immer sofort. Sagenhaftes Album, nun endlich wieder auf Vinyl erhältlich, diesmal sogar auf 180g gepreßt. (2008/2011)