Es ist schon beinahe tragisch, wie wenig Aufnahmen dieser Jazz-Erneuerer hinterlassen hat. Es gibt kaum Jazzmusiker nach 1950, die nicht in der einen oder anderen Art und Weise von ihm beeinflußt waren, sei es in technischer Hinsicht, in kompositorischer (er brachte dem Be Bop Polyphonie und Kontrapunktik bei) oder in bezug auf seine Kunst der Improvisation. Doch Tristano war vor allem leidenschaftlicher Lehrer, und nachdem er 1951 die erste Jazz-Schule überhaupt gegründet hatte, spielte er nur noch selten öffentlich und besuchte auch kaum noch ein Studio. Auch bei den hier vorliegenden Aufnahmen aus den Jahren 1955/56 handelt es sich um private Mitschnitte (der Pianist wird begleitet von Peter Ind am Bass und Drummer Tom Weyburn); die Klangqualität ist medioker. Dennoch sind die neun Improvisationen, überwiegend über Standards, sagenhafte Dokumente eines der talentiertesten, virtuosesten und innovativsten Pianisten und Musiker, die nicht nur der Jazz im vergangenen Jahrhundert gesehen hat… (ca. 1960/2010)