Rezension
Was für ein Konzert, was für ein Pianist. Und was für Letzte Worte! Denn um die handelt es sich hier, denn bald nach diesem triumphalen Auftritt in der Pariser Salle Gaveau entschied der französische Jazz-Titan, daß es nun gut sei. Man kann es ihm nicht verübeln, mit 92, nach über 70 Jahren auf der Konzertbühne, hat man wohl das Recht, sich zurückzuziehen. Wobei man hier nicht glauben möchte, daß der zu hörende Pianist über neun Dekaden auf dem Buckel hat: Solal zeigte sich hier auf der Höhe seiner Kraft, sprüht geradezu vor Ideen und macht mit sagenhafter Phantasie (und Humor) selbst Petitessen wie „Tea For Two“ oder den alten „Frère Jacob“-Kanon zu einem Großkunstwerk. Lustvoll kreuzt er Satie, Ellington, Ravel, Monk und Debussy – wenn man begriffen hat, wen oder was er gerade zitiert, ist er längst woanders. Dabei ergibt sich das eine stets aus dem anderen, Solal ließ die Ideen an jenem Abend einfach fließen. Das Ergebnis: Eine Sternstunde von einem Konzert, und eine seiner besten Solo-LPs. Der Meister hat sein Werk mit einem Ausrufezeichen vollendet. (2021)