Rezension
Das Hochstapler (Imposter)-Syndrom ist dem Depeche Mode-Sänger wohlbekannt – oft, so sagt er, habe er sich als Schwindler gefühlt, der den Superstar-Ruhm in keiner Weise verdient habe. Inzwischen, so scheint es, hat er mit sich und seinem Talent Frieden geschlossen. Das legt nicht nur der Albumtitel nahe, sondern auch die Tatsache, diese Sammlung mit Lieblingssongs ausgerechnet mit der James Carr-Glanznummer „The Dark End Of The Street“ zu beginnen: Ein Sänger, der das tut, braucht Selbstbewußtsein. Natürlich ist Gahans Version großartig, ebenso wie die von Neil Youngs „A Man Needs A Maid“, des alten Musical-Standards „Lilac Wine“ oder Dylans „Not Dark Yet“. Es dürfte indes klar sein, daß Gahans musikalische Interessen über derlei Klassiker hinausgehen, und entsprechend treffen wir hier auch auf Songs von Cat Power („Metal Heart“), Mark Lanegan („Strange Religion“), Rowland S. Howard („Shut Me Down“) oder Polly Jean Harvey („The Desperate Kingdom Of Love“). Dazwischen gibt es auf dem dritten Album seines Soulsavers-Projektes dann auch mal einen unerwartenen Abstecher zum Blues (Elmore James‘ „I Held My Baby Last Night“) oder Charlie Chaplins „Smile“. Denn tatsächlich gibt es kaum etwas, was Gahan nicht singen könnte. Und inzwischen weiß er das auch und steht dazu. (2021)