1958. Elvis war schon da, doch der Kampf noch lange nicht entschieden. Noch konnte ein Sänger wie Frank Sinatra mit einer reinen Balladen-Sammlung eine goldene Schallplatte abholen und an der Spitze der Album-Charts stehen. Was er in jenen Jahren freilich noch mit fast jeder Veröffentlichung tat, doch ist dieses schon ein besonderes: Neben, vielleicht knapp nach dem düsteren „In The Wee Small Hours“ ist dies sicherlich das intensivste von Sinatras ‚langsamen‘ Alben aus der Capitol-Ära. Greifen wir aus der Sammlung ein beliebiges Beispiel: „Angel Eyes“. So unter die Haut ging der Standard selten, weder vorher noch nachher. Dabei frappiert bei analytischem Hören (schwer genug in so einem Fall) die Sicherheit, die gestalterische Raffinesse; das ist nicht weit weg von der Art, wie Dietrich Fischer-Dieskau ein Kunstlied zu formen im Stande war – nur, natürlich, with a groove. „The Voice“ hatte man ihn schon viel früher genannt, in der Ära, in der er für Columbia Teenager-Herzen brach. Wie sehr er diesen Titel verdient hatte, wird auf Alben wie diesen freilich wesentlich deutlicher… (1958/2012)