Rezension
Das Erste, woran man denkt, ist „Dusty In Memphis“ doch im weiteren Verlauf schiebt Rita Ray ganz subtil Funk-Grooves unter, und ehe wir uns versehen, stehen wir im Disco-Dress unter dem Mirrorball. Noch weniger als beim Debüt („Old Love Will Rust“, 2020) möchte man glauben, daß Ray eigentlich Kristi Raias heißt und aus dem kalten Estland kommt – andererseits stammen ja längst etliche der besten Soul-Acts aus Skandinavien, also warum nicht. Die Sängerin hat diesmal nicht nur die Songs alle selber geschrieben, was bemerkenswert genug wäre, sondern auch gleich die Arrangements – inklusive der fabelhaften Streichersätze in vier der acht Songs. Was recht deutlich zeigt, mit was für einer Kategorie Musikerin man es hier zu tun hat: Ray kann weit mehr, als ihre Stimme mühelos durch die Oktaven tanzen zu lassen. Hervorragend ist im Übrigen auch die Klasse der Musiker in ihrer Band, allen voran der hörbar jazzerfahrene Gitarrist Kristen Kütner! Je länger man zuhört, desto beeindruckter ist man – und die Wahrscheinlichkeit, daß man nach Seite zwei gleich nochmal vorne anfängt, ist hoch. (2025)