Rezension
Zwei Jahre lang baute sich Nils Frahm im alten Funkhaus Berlin aus einem alten Sendesaal das Studio seiner Träume. Darin entstand ein Album, wie es von ihm noch keines gab: Statt Solo-Piano wortlose Chöre, Keyboardflächen, analoge und digitale Rhythmen, Bläser. Faszinierend ist bei allem Aufwand die Schlankheit des Klangs, die Bedeutung der freigelassenen Flächen. Noch spannender vielleicht ist das völlige Verschwimmen der Grenzen zwischen natürlichen und virtuellen Klängen. Das stilistische Spektrum ist weit gefasst: Man weiß bis zum Ende nicht, womit man es eigentlich zu tun hat. „All Melody“ ist einerseits wahrscheinlich Frahms Pop-affinstes Werk bis dato – andererseits aber auch sein größter Wurf als (neo)klassischer Komponist. Ein Wunderwerk, von dem man sich immer wieder mit großen Augen und Ohren verzaubern läßt. (2018)