Rezension
Mit Marcus Belgrave und Phil Ranelin hatte der Saxophonist 1971 das Detroiter Tribe-Label gegründet, um eine Musik zu machen, die ebenso kompromißslos innovativ wie gesellschaftlich relevant war. Das alte Kinderlied „Mary Had A Little Lamb“ wird hier böse zu „Mary Had An Abortion“, der zentrale Track (in zwei Teilen) heißt „Angry Young Man“; andere Nummern tragen Titel wie „Where Am I“ und „Consciousness“: Es dürfte klar sein, daß dies keine Musik zum nebenher hören ist. Tatsächlich ist das Solodebüt Harrisons aus dem Jahre 1972 (unter Mitwirkung der genannten Kollegen und anderen Koryphäen der Szene wie Bassist Will Austin, Pianist Charle Eubanks und Drummer Ike Daney) eine der radikalsten Arbeiten, die auf dem legendären Underground-Label erschienen waren und erfordert auch heute noch einige Bereitschaft seitens des Hörers, sich darauf einzulassen. Die Arbeit lohnt sich freilich: Auch in der Zeit fast täglicher musikalischer Revolutionen gibt es nur eine überschaubare Zahl musikalischer Abenteuer von solcher Intensität. Übrigens, Harrison selbst (heute 76) gab der exzellenten Pure Pleasure-Wiederveröffentlichung seinen Segen! (1972/2018)