Rezension

Man darf Scott Hamilton gerne vorwerfen, daß er die Entwicklungen des Jazz nach 1960 geflissentlich ignoriert. Nicht vorhalten kann man ihm, daß er nichts Relevantes zu sagen hätte. Jedes seiner Soli ist eine elegante Erzählung, voller spannender Wendungen und subtiler Details. Das kann man hier schon gleich im Opener „The Breeze & I“ erfahren. Der Rest dieses Mitschnitts vom Ostersonntag 2002 aus dem legendären Londoner Jazzclub (der sein Domizil tatsächlich 1969 im Keller einer Dependance der Schnellrestaurant-Kette aufschlug) hält das Niveau souverän. Pianist John Pearce, Bassist Dave Green und Drummer Steve Brown sind dabei weit mehr als (höchst sensible) Begleiter; Pearces Solomomente stehen Hamiltons in Nichts nach, und das Album macht auch dann Spaß, wenn man sich mal nur auf das Rhythmus-Duo und seinen herrlich weichen Groove konzentriert. Die exzellente klangliche Qualität (ohne die Hamilton, der gerne für Labels wie Venus oder Fonè aufnimmt, das Album sicherlich nicht freigegeben hätte) dieser ersten Veröffentlichung auf dem neu gegründeten Eigenlabel des Clubs weckt einiges an Vorfreude. Zumal man ja weiß, wer in den letzten über fünf Dekaden so alles in dem Etablissement auftrat. – Limitiert auf 1500 Exemplare. (2023)