Rezension
Bearbeitungen von Kammermusik-Werken für größeres Ensemble sind kein Sakrileg, sondern haben (übrigens genauso wie der umgekehrte Weg) eine Tradition, die wohl annähernd genauso alt ist wie die jeweiligen Gattungen selbst. Und im Idealfalle werfen solche Arrangements auch ein neues Licht auf die Werke. Das ist auf diesem ersten Album des neu gegründeten Eigenlabels des Stuttgarter Kammerorchesters ohne Frage der Fall: Beethovens „Serioso“-Quartett entfaltet überwältigende Kraft, ohne dabei überfrachtet zu wirken; Brahms‘ Opus 111 offenbart seinen (schon in der ursprünglichen Fassung durchaus wahrnehmbaren) symphonischen Charakter. Bei Arnold Schönbergs noch spätromantischer „Verklärter Nacht“ ist die Eignung für Kammerorchester ohnedies bekannt; Thomas Zehetmairs Interpretation allerdings darf man diesbezüglich fortan zu den Referenzaufnahmen zählen. Ein hervorragender Einstieg in eine neue Phase des 1945 vom legendären Karl Münchinger gegründeten Klangkörpers! (2023)