Rezension
Die unangreifbar größte aller Live-Platten. Was Harry Belafonte hier musikalisch und nicht zuletzt menschlich geleistet hat, ist einigermaßen einzigartig und kann nicht oft genug gewürdigt werden. Der Groove scheint oft schon durch die bloße Anwesenheit des Entertainers zu entstehen; wenn sein unglaublich nuancierter Gesang dann einsetzt, ist man ihm endgültig verfallen. Tausendmal gehörte Folk-Klassiker (“Cotton Fields” etwa, oder “The Marching Saints”) klingen hier plötzlich wieder ganz neu; man möchte von definitiven Versionen sprechen. Der Humor in Songs wie “Man Piaba”, “Mama Look A Boo Boo”, “Man Smart (Woman Smarter)”: Göttlich, zeitlos und dem Unterhaltungs-Ramsch unserer Spaßgesellschaft um so vieles überlegen. Sein Umgang mit dem Publikum: Eine schlafwandlerisch sichere Kombination aus Respektlosigkeit und Charme. Selbstbewußtsein ohne Arroganz. Und das ist in der Musik durchaus hörbar – und viel spannender als ein Huster in der 23. Reihe der Carnegie Hall. Den man sicher auch auf der Speakers Corner-Neuauflage des Dauerbrenners präzise hört. Doch die Köpfe heißreden über die Vorzüge dieser oder jener Ausgabe mögen sich, bitte, andere. Dieses Album möge man der Musik wegen kaufen. (1959/2014, Pressung aktuell)