Rezension
Gleich zwei Premieren bedeutete dieses sechste Album für den Sänger: Es war seine erste Stereo-Aufnahme – und das erste Mal, daß er sich anstelle seiner bisherigen Schwerpunkte Folk und Calypso dem Blues zuwandte, und das gleich auf Albumlänge. Wobei es sich hier freilich um eine ganz eigene Herangehensweise handelt: Mit John Lee Hooker oder Muddy Waters hat Belafontes Blues-Ansatz nur wenig gemein. Bei ihm entsteht das Blues-Feeling nicht aus Straßenstaub, sondern aus Nuancen. Exemplarisch etwa in „Losing Hand“ oder Billie Holidays „God Bless The Child“. Seine Interpretation des Leadbelly-Klassikers „Cotton Fields“ machte den Song erst zum Standard (gelernt hatte er ihn übrigens von Odetta); sein gerne unterschätztes Jazz-Verständnis (immerhin war ein Auftritt mit der Charlie Parker-Band einer seiner ersten überhaupt!) zeigt sich unter anderem in Ray Charles‘ „Hallelujah I Love Her So“. Ein typisches Blues-Album ist dies gewiß nicht – ein immer wieder erschütternd gutes indes schon… – Belafontes stimmliche Gestaltungskunst und die kongenialen Band-Arrangements profitierten schon bei der Originalausgabe vom exzellenten Klang der Aufnahme. Kevin Grays 45er Mastering für Impex setzte 2012 neue Maßstäbe; Ryan Smiths Job für die Analogue Productions-Edition (im dicken Faksimile-Cover) ist aber nicht weit davon weg – auf herkömmlichen 33 Touren und somit für knapp die Hälfte des Preises der Impex-Version! (1958/2015, Pressung aktuell)