Rezension
Der mit Preisen geradezu überhäufte Pole ist nicht nur der vermutlich größte Countertenor der Gegenwart, er ist auch musikwissenschaftlich höchst interessiert und immer auf der Suche nach unbekannten und vergessenen Schätzen. Vorliegendes Album, das er wie schon zwei seiner früheren gemeinsam mit dem Musikologen Yannis François zusammenstellte, enthält ganze zehn Weltersteinspielungen von Werken aus der Zeit um 1600. Zu den faszinierendsten Entdeckungen zählen dabei diejenigen des 1686 verstorbenen Giovanni Cesare Netti, dem Orlinski hier besonders viel Raum gibt. Ein schönes Konzept ist es, das Programm mit rein instrumentalen Werken zu durchsetzen – zumal das begleitende Kammerorchester Il pomo d’oro zu den derzeit besten Originalklang-Ensembles zählt. Wer die Musik zwischen Renaissance und Barock liebt, dürfte dieses Album als wahres Füllhorn an Entdeckungen empfinden. (2023)