Mit gerade 18 Jahren war William Vincent Walker, besser bekannt als Billy Bang, wie so viele andere amerikanische Jugendliche zum Dienst in Vietnam eingezogen worden. Die Erfahrungen dort ließen ihn niemals los, er reflektierte sie auf einigen späteren Alben. 2008, drei Jahre vor seinem Tod, kehrte der Musiker, vor allem als Violinist des Sun Ra Arkestra (seit 1977) bekannt, in das asiatische Land zurück – diesmal nicht mit einer Schußwaffe, sondern seinem Instrument. Ein Filmteam begleitete ihn, aus dem Material machten Jean-Marie Boulet und Markus Hansen nun einen berührenden Dokumentarfilm. Bang spielte mit lokalen Musikern und dem Hanoi Symphony Orchestra; die Aufnahmen zählen fraglos zu den eindringlichsten seiner Diskographie. Sie werden ergänzt von seinen eigenen Kommentaren und einigen Field Recordings; beides trägt zur Intensität dieses außergewöhnlichen Hörerlebnisses bei. Sämtliche Aufnahmen sind ungeschönt und daher von erschütternder Unmittelbarkeit, man begleitet den Musiker bei der Aufarbeitung seines Traumas. Und die Musik, die in meist spontaner Zusammenarbeit mit dem einstigen „Feind“ entstand, ist absolut einzigartig. Selten konnte man die versöhnende Kraft von Musik derart direkt miterleben. (2021)