Rezension
Das vierte Album des damals als Pulp-Gitarristen offensichtlich unterforderten Richard Hawley war und ist ein Meisterwerk der Singer/ Songwriter-Gilde und hat inzwischen auch seinen berechtigten Klassiker-Status inne. Wer sein bisheriges Solowerk verfolgt hatte, war kaum überrascht angesichts dieser Leistung: Die Songs des sanften Baritons waren schon immer Perlen, die Melancholie und die Musikalität darin hatten an Größen von Roy Orbison über Frank Sinatra bis Jacques Brel denken lassen. Und, natürlich, Scott Walker. Auf "Coles Corner" hatte Hawley seine Kunst perfektioniert. Es ist die hohe Schule der Reduktion: Die Songs sind überraschend einfach gehalten; manches Mal denkt man gar an die Drei-Akkorde-Genialität eines Hank Williams, zumal sich hier einiges in erstaunlicher Country-Nähe abspielt. Aber es wird einem niemals langweilig dabei. Und die Arrangements sind perfekt: Streicher sind erlaubt, aber wohldosiert – manchmal bleibt die Akustikgitarre auch alleine. Apropos Gitarre: Wie gut der Mann als Instrumentalist ist, geht vor lauter Freude über seinen Gesang und sein Songwriting fast etwas unter. Sollte es aber nicht. Sein wohlproportioniertes Spiel, sein Gefühl für die Einzelnote ist eines Ry Cooder würdig. Mit einem Satz: Hier hatte sich einer in der Königsklasse etabliert! – Wer sowohl die Originalpressung als auch die 2019er Wiederauflage verpasst haben sollte: Jetzt aber! (2005/2025)




