Rezension
Natürlich ahnte man, daß Wilco nach der Rückkehr zu den Americana-Wurzeln mit „Cruel Country“ sogleich wieder den nächsten Haken schlagen würden, und als bekannt wurde, daß Jeff Tweedy die walisische Pop-Experimentalistin Cate Le Bon als Produzentin angeworben hatte, wurde die Ahnung zur Gewissheit. „Cousin“, könnte man sagen, setzt etwa nach „Yankee Hotel Foxtrot“ ein – lange schon haben sich Wilco nicht so sehr von ihrer experimentellen Seite gezeigt. Wobei das melodische Songwriting stets die Oberhand behält; niemand könnte „Cousin“ als „sperrig“ bezeichnen. Le Bons Soundscapes stehen dem Fluß niemals im Wege, sondern kleiden die Songs in fantasievolle Gewänder. Unmöglich zu sagen, welches dieser beiden letzten Werke nun das größere wäre – und daß es überhaupt eine Band gibt, die zwei derart unterschiedliche (und dabei so großartige) Platten direkt hintereinander machen kann, ist schwer zu glauben. (2023)