Rezension
Mit ihrem Debüt für das Gelb-Label begann die Ausnahme-Pianistin, ihre Alben jeweils unter ein Konzept zu stellen, dabei nicht nur Werke zu interpretieren, sondern sie in einen neuen, unerwarteten, aber durchaus schlüssigen Kontext zu stellen – in diesem Falle umgibt sie Beethovens 17. Klaviersonate („Der Sturm“) und dessen „Choralfantasie“ für Klavier, Chor und Orchester mit zwei Werken des 20. Jahrhunderts. Sie eröffnet das Programm mit der 1985 geschriebenen „Fantasia On An Ostinato“ des Amerikaners Paul Corigliano – der Bezug zu Beethoven ist hier schon dadurch gegeben, als daß Corigliano das Thema des zweiten Satzes der siebten Symphonie aufgreift. Doch auch unabhängig davon bereitet das ruhige, beinahe minimalistische Werk den Boden für die Sonate, die in diesem Kontext tatsächlich eine ganz neue Wirkung entfaltet. Die „Choralfantasie“ hingegen ist insofern mit Arvo Pärts titelspendender Komposition aus dem Jahre 1968 verwandt, als daß es sonst wohl nur wenig für Besetzung Klavier, Chor und Orchester gibt. Es ist ein außergewöhnliches Werk, an einer Schnittstelle zwischen dem avantgardistischen Frühwerk des Esten und seinem späteren Spiritualismus. Der Kreis zum das Programm eröffnenden Werk schließt sich (nicht nur) insofern, als daß auch hier ein bekanntes Thema aus der Musikgeschichte (in diesem Falle Bachs C-Dur-Präludium) eine zentrale Rolle spielt. Doch ist dieser Zusammenhang nicht so wesentlich wie die Art, wie die Kompositionen aus unterschiedlichen Epochen aufeinander wirken, ihre Klangfarben miteinander kommunizieren. – Erstmals gibt es dieses Schlüssel-Album auf Vinyl. (2003/2023)