Andrew Hill

Dance With Death

Label/AN:  Tone Poet / Blue Note, 3837076
Format:  LP 180g

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Rezension

Wie frustrierend muß es für einen Künstler sein, wenn eines seiner besten Alben im Archivschrank verschwindet. Doch war die Repertoirepolitik des finanziell angeschlagenen Blue Note-Labels Ende der 60er vor allem auf Soul Jazz fixiert, die wenigen Ausnahmen bestätigten die Regel – die meisten als zu unkommerziell eingeschätzten Aufnahmen wurden eingelagert, bis sie dann gut zehn Jahre später – oft nur in Japan – endlich ans Licht der Öffentlichkeit kamen. Für die Klassiker-Werdung war es da natürlich zu spät. Dieses Schicksal ereilte auch dieses Album des visionären Pianisten Andrew Hill, eingespielt mit Trompeter Charles Tolliver, Saxophonist Joe Farrell, dem leider wenig dokumentierten Bassisten Victor Sproles (er war bei einigen der frühesten Sun Ra-Aufnahmen dabei!) und Ornette Coleman-Drummer Billy Higgins. Eine Besetzung, von der man sicher keinen Background-Jazz erwartet. Doch bei aller Komplexität erweisen sich diese sechs Eigenkompositionen doch als keineswegs unzugänglich. Verblüffend ist hier – neben der stetigen Suche nach Neuland – besonders der hörbare Bezug zur Vergangenheit, zu den Wurzeln aus Gospel und Blues (oder dem afro-kubanischen Totentanz im Titelstück): Hill sah sich selbst ja keineswegs als Bilderstürmer, sondern als einen, der sich seiner musikalischen Traditionen absolut bewußt war und sie als Basis für seine Ideen betrachtete. Hier ist dies besonders gut nachvollziehbar, gleichzeitig strahlt Hills kompositorisches Talent, seine Phantasie als Harmoniker in hellstem Licht. Ganz ohne Frage ein Gipfel der Diskographie, hier nun endlich in angemessener Qualität und adäquatem Artwork zu haben. Essentiell! (1980, rec. 1968 / 2023)