Rezension
Es erfüllt natürlich den Tatbestand des Wahnsinns, eines der ikonischsten Alben der Rockgeschichte neu aufnehmen zu wollen, auch wenn man einst selbst die wesentliche Kraft dahinter war. Und das paßt natürlich nur allzu gut in das Bild, das man von Roger Waters in den letzten Jahren vermittelt bekommen hat. Seine Rückkehr zum Großwerk, das nun ein sattes halbes Jahrhundert zurückliegt, verdient es allerdings, davon zu abstrahieren. – Was vor allem bei dieser “Redux”-Version fehlt, liegt auf der Hand: Die prägende Gitarre von Ex-Kollege David Gilmour. Man vermißt sie aber nicht, sie ist nur einfach nicht da. Waters’ gealterte Stimme ist dafür umso präsenter, intensiver. Der Groove ist oft bewußt schleppend, fast quälend, wenn man das Original im Ohr hat – aber auch dies trägt zur Intensität bei. Waters’ Antrieb bei dem Projekt war es, die Botschaft des Albums in den Vordergrund zu stellen, weil er – vermutlich zu Recht – der Ansicht war, sie sei in der epischen Musik und der perfekten Alan Parsons-Produktion untergegangen. Hier entkommt man ihr nicht, und sie ist 2023 tragischerweise aktueller als 1973. Man muß dieses Album nicht lieben (dafür ist es wohl auch nicht gemacht), aber man darf sich getrost damit auseinandersetzen. Es ist auf jeden Fall interessanter als alles, was Pink Floyd ohne Waters aufgenommen haben (das Frühwerk ausgenommen). (2023)