Rezension
Es war das erste Mal, daß das in seiner Heimat seit Jahren gefeierte Brubeck-Quartett nach Europa kam (es hatte gerade erst, durch den Einstieg von Bassist Eugene Wright, seine endgültige Form angenommen). Und es dürfte eines der ersten Male gewesen sein, daß auf der Bühne des ehrwürdigen Concertgebouw Jazz gespielt wurde. Die vier Musiker waren sich der Ehre wohl bewußt – und spielten ein fürwahr sensationelles Konzert. Im Einstieg „Two Part Contention“ demonstriert Brubeck seine klassische Ausbildung bei Darius Milhaud, der ihm einst geraten hatte, sich intensiv mit Bachs Fugentechnik zu befassen, doch er tut es natürlich mit ebensoviel Intellekt wie Humor, und nicht zuletzt mit federleichtem Swing. Die folgende Adaption des „Schneewittchen“-Klassikers „Someday My Prince Will Come“ ist an Charme kaum zu überbieten, endgültig grandios wurde es dann spätestens mit „These Foolish Things“: Paul Desmonds Solo hier dürfte zu seinen größten dokumentierten Momenten zählen. Dieses sagenhafte Niveau wird dann bis zum Ende gehalten, zu entsprechend enthusiastischen Publikumsreaktionen; die beiden Rhythmiker haben da natürlich auch noch ihre großartigen Rampenlicht-Momente („Watusi Drums“, „The Wright Groove“). Vom niederländischen Rundfunk wurde das Ereignis damals festgehalten, in herrlich dynamischem Mono, qualitativ legendären Atlantic-, Pacific- oder Blue Note-Aufnahmen mindestens ebenbürtig. – Limitiert auf 2000 numerierte Exemplare. (2022)