Rezension
Die besonders große Bandbreite an Interpretations-Möglichkeiten zeichnet das Brahmssche Gesamtwerk aus; insofern sei es nicht negativ auszulegen, wenn hier konstatiert wird: Es gibt Aufnahmen mit mehr Tiefgang. Das Besondere an dieser hingegen: der freie Fluß, die Luft, die ganz erstaunliche Leichtigkeit, die Klangschönheit. Die drei Protagonisten scheinen sich mit dieser Werkauffassung auch absolut einig zu sein. Im Kopfsatz scheint eine ungeahnte Verwandtschaft zu Bedrich Smetanas "Moldau" zu existieren. Das Andante klingt sehnend-verträumt, oft nachgerade lieblich; der Finalsatz dann regelrecht tänzerisch: Überaus erstaunlich für ein Werk, das von Zeitgenossen ganz anders aufgenommen wurde (der Chirurg und Hobbymusiker Theodor Billroth bezeichnete es gegenüber dem Kritikerpapst Eduard Hanslick als "Greisenmusik"). Man sollte sicherlich noch Alternativen zur Verfügung haben, etwa eine der diversen Oistrach-Aufnahmen, Heifetz/Piatigorsky oder Scheiderhan/Starker, doch diese Vinylpremiere ist definitiv zu begrüßen. (1997/2025)