Rezension
Mit Loose Tubes in den 80ern und mit Polar Bear in den 2000ern zählte der 1961 geborene Saxophonist bereits zweimal zur Speerspitze einer jungen, hochspannenden britischen Jazz-Szene. Sein Interesse an neuen Strömungen hat er seither nicht verloren – es zeigt sich hier in der Partnerschaft mit Keyboarder Elliot Galvin, den man bislang vor allem neben Emma Jean Thackray oder Binker Golding (und natürlich in seiner eigenen Band Dinosaur) wahrgenommen hat. Bassist Tom Herbert spielte schon bei Polar Bear mit Lockheart zusammen (spielt hier aber E-Bass!), Drummer Dave Smith (Loop Collective) vervollständigt dieses außergewöhnliche Quartett. Dessen Jazz-Ansatz durchaus avantgardistisch ist, geprägt durch Galvins innovative Keyboard-Sounds, dabei aber alles andere als schwer zugänglich. Zwar werden musikalisch auch durchaus Haken geschlagen („Gangster Rat“), aber unterm Strich läßt sich Lockhearts spannende Jazzwelt für den Hörer gut erschließen. Dessen Verehrung für Wayne Shorter und Weather Report ist dabei immer wieder hörbar; wer intensiver nach Spuren sucht, wird solche von Charles Lloyf ebenso finden wie von John Zorn, immer wieder allerdings auch deutliche Pop-Bezüge, von den psychedelischen Beatles bis zu Kraftwerk. Vielleicht nicht so „wild“ wie manches aus der aktuellen Londoner Szene, aber kaum weniger aufregend und begeisternd. (2023)