Rezension

Schon die seltsame Tonträgerzusammenstellung verleiht Dave Stewarts spätem opus magnum Sonderstatus: Neben drei LPs und zwei Vinylsingles gehören auch zwei Musikkassetten zum Set! Die Titelfigur dieses großen Konzeptalbums (dessen Handlung man aber nicht zwingend folgen muß, um von der musikalischen Seite beeindruckt zu sein) ist eine fiktive Voodoo-Queen, eine lebende Verkörperung des Blues. Wobei der Blues zwar eine Rolle spielt als Ursprung all dessen, was nach ihm kam, der musikalische Kosmopolit Stewart aber alles auffährt, was ihn prägte: Britischen Pop verschiedener Schulen (etwa denen von Lennon/McCartney oder Ray Davies), den frühen und den späteren Brian Wilson, Folk in verschiedenen Erscheinungsformen, Dylan, Rock’n’Roll, klassischen Jazz und alte Broadway-Musicals. Stewart zählt natürlich zu der Sorte Großkünstler, die in der Lage sind, eine solche Vielzahl von Einflüssen zu kanalisieren und nicht nur phantastische Songs daraus zu machen, sondern auch ein großartiges, schlüssiges Album. Das mit seinen anderthalb Stunden Spielzeit keine Minute zu lang ist! – Daß nach Abverkauf der Auflage nachgepreßt wird, kann man wohl angesichts des Aufwands (ein opulentes Booklet ist natürlich auch noch dabei) ausgeschlossen werden, wer an Stewarts Geniestreich teilhaben will, sollte das also nicht auf die lange Bank schieben. (2022)