Rezension
Erstmals präsentiert sich die koreanische Vocal Jazz-Königin hier ausschließlich als Interpretin: Auf „Elles“ verbeugt sie sich auf Albumlänge vor ihren Vorbildern: Sängerinnen aus den verschiedensten Jazz- und Pop-Epochen und -Stilen, die sie entweder musikalisch oder menschlich stark beeinflußten. Darunter finden sich Nina Simone und Maria João ebenso wie Edith Piaf, Grace Slick, Roberta Flack und Björk. Ein Novum dabei ist die Größe der Besetzung, oder vielmehr die Kleinheit, denn ihr beinahe einziger Begleiter auf diesen zehn Songs ist Jon Cowherd an diversen akustischen und elektrischen (Rhodes, Wurlitzer) Klavieren. Produzent Tomek Miernowski steuert auf vier Songs noch dezente Keyboard-Sounds bei, in der (ziemlich sagenhaften) „White Rabbit“-Version kommt auch eine von ihm gespielte Gitarre vor. Der Minimalismus reduziert nicht nur die Songs auf ihre Essenz; die Sängerin selbst erlebte man noch nie so unmittelbar wie hier. Und so ungeschützt: Im finalen „Killing Me Softly“ begleitet sie sich nur selbst – auf einer Kalimba! Die Stimme ist quasi nackt, und wer noch Zweifel daran hatte, daß es sich bei Nah um eine der größten Sängerinnen der Gegenwart handelt, sollte nach dieser Hörerfahrung endgültig überzeugt sein… (2024)