Rezension

Nach dem so vielversprechenden 2019er Debüt von Tom Flemings Post-Wild Beasts-Projekt geriet jener in eine tiefe Lebenskrise. Es war dann ausgerechnet eine besonders intensive Dauerregenphase in seiner nordwestenglischen Heimat, die Fleming eben nicht tiefer in die Depression riß, sondern zu einem kreativen Schub führte, deren Ergebnis dieses ganz und gar erstaunliche Album ist. Daß Fleming mit seiner mit Scott Walker verwandter Baritonstimme gefangen nehmen kann, ist bekannt, aber vielleicht hatte man es schon wieder vergessen. Hier kommt allerdings die Besonderheit der Songs hinzu: Ein überwiegend akustisch instrumentierter Kammer-Pop, der eine Brücke schlägt von den späten Talk Talk zu den Radiohead der „Kid A“/“Amnesiac“-Phase. Man findet freilich noch weit mehr darin, von „Nebraska“-Springsteen über Tindersticks bis James Blake. Aufgestellte Nackenhaare sind ein Dauerzustand bei diesem gleichermaßen schönen wie verstörenden Meisterwerk, das definitiv zu den popmusikalischen Gipfeln seines Jahrgangs gezählt werden muß. (2024)