Rezension
Wieviele große Platten sind eigentlich entstanden, nachdem sich ihr Schöpfer in Klausur in irgendeine Hütte im Wald begeben hatte? Heather McEntire schrieb ihr zweites Soloalbum, nachdem sie zwei Jahre mit Angel Olson auf Tour gewesen war, in einem alten Haus im Wald am Ufer des Eno River in North Carolina, die Gegend ist für ihre unberührte Natur bekannt. McEntires Tage waren strukturiert durch Tätigkeiten wie Holz hacken und stapeln, Garten wässern, Unkraut jäten, ernten. Und Songs schreiben, wunderbare Songs, die man vielleicht als „Transcendental Country“ beschreiben könnte. McEntires wunderbare Stimme, mit der sie in Nashville sicherlich Karriere hätte machen können (wenn sie ein weniger unangepaßter Mensch wäre), ebenso wie die Arrangements entsprechen der Genre-Norm; die berührende, bilderstarke Lyrik ebenso wie der ganz besondere Flow dieser Lieder allerdings gehen weit darüber hinaus. Ein Album, das den Puls und Blutdruck sofort spürbar senkt. Und einen darüber nachdenken läßt, ob man in einer Hütte im Wald nicht auch besser aufgehoben wäre. (2020)