Rezension
Hasaan Ibn Ali muß, laut Zeitzeugenberichten, ein – vorsichtig formuliert – schwieriger Mensch gewesen sein. Aber mag er sich auch arrogant und von seinem Talent überzeugt geriert haben: Er hatte alles Recht dazu. Mit seinem Spiel hatte der 1931 geborene Pianist unter anderem einen jungen Saxophonisten namens John Coltrane tief beeindruckt; wiewohl er seine Heimat Philadelphia möglichst nicht verließ und keine Aufnahmen existierten, wußten die Jazzer des ganzen Kontinents um sein Genie. Max Roach war es dann, der das Label, bei dem er selbst seinerzeit unter Vertrag stand, davon überzeugte, ein Album mit dem Exzentriker aufzunehmen. Kapital investierte man nicht, selbst ein Klavierstimmer war offenbar nicht im Etat vorgesehen. Aber was dieser Mensch mit dem ramponierten Instrument macht, ist fraglos atemberaubend, stilistisch vielleicht am besten als Brücke zwischen Art Tatum und Thelonious Monk zu beschreiben. Er spielt hier sieben Eigenkompositionen, von denen eigentlich jede zum Standard hätte werden müssen; begleitet wird er von Roach und Bassist Art Davis. Es ist dies übrigens das einzige erhaltene Zeugnis seiner Kunst – zwei weitere Aufnahmen sollen zwar stattgefunden haben, gelten aber als verschollen. Hassan Ibn Ali starb 1980 in vollkommener Armut, obdachlos. – Speakers Corner sorgte (von einer nicht frei erhältlichen des US-Schallplattenclubes Vinyl Me, Please abgesehen) nach Jahrzehnten!) für die erste Vinylausgabe dieser fast vergessenen Klavierjazz-Sternstunde, in bekannter HQ-Qualität. (1965/2019, Pressung aktuell)