Rezension

Nach dem Quartett-Zwischenspiel "The Sky Will Still Be There Tomorrow" kehrt der Saxophonist zum Trio-Format zurück, welches er 2022 mit drei unterschiedlichen Kombinationen intensiv erforscht hatte. Tatsächlich entspricht die Besetzung von den Instrumenten her dem zweiten Teil der Trilogie ("Ocean"), das Personal freilich ist ein anderes: Jason Moran am Klavier, Marvin Sewell spielt Gitarre. Beide hatten zuvor bereits mit Lloyd gearbeitet, gemeinsam aber noch nie. Was man aber kaum für möglich halten sollte angesichts der vertraut wirkenden Kommunikation, die die beiden schon im Intro des Openers "Abide With Me" zeigen. Die Version dieses alten Gospel-Traditionals ist das Album im Grunde schon alleine wert, aber natürlich hält dieses wunderbare Trio das Niveau bis zum Ende des Doppelalbums (ein echtes: Auch die CD-Version besteht aus zwei Scheiben!). Die Spiritualität jenes ersten Tracks wird immer wieder aufgegriffen, doch auch der weltliche Bruder des Gospel, der Blues, wird, man muß sagen, zelebriert: Für Lloyd alles andere als Neuland, hatte er in den 1950er doch in den Bands von Bobby "Blue" Bland, B.B. King und Howlin' Wolf gespielt! Sewells Slide-Spiel in "Chulahoma" (und das Solo, welches Lloyd dann darüber legt) wäre übrigens ein weiterer Grund, warum man dieses Album unbedingt braucht. Auf welchem der 87jährige Lloyd auch etlicher Gefährten und Vorbilder gedenkt, von Billie Holiday über Duke Ellington bis Zakir Hussain, der vor seinem Tod im Dezember 2024 ja noch an erwähntem Trio-Zyklus mitgewirkt hatte. Am Ende steht eine zutiefst berührende Version von "Somewhere", dem wohl schönsten Moment der "West Side Story", und vielleicht hat man das Stück noch nie mit solcher Intensität gehört. (2025)