Rezension
In den 30ern eine der Größen des Stride Pianos, zeigte sich sogar der neben sich selbst sonst keine Götter duldende Jelly Roll Morton von Mary Lou Williams beeindruckt. Deren außerordentliche Musikalität hielt sie (anders als die meisten ihrer männlichen Kollegen, mit Ausnahme Duke Ellingtons) nicht in jenem engen Stilkorsett gefangen, als neue Stile die Jazzwelt veränderten: Sie arbeitete mit Dizzy Gillespie und hörte auch bei Coltrane & Co. genau hin. Ihr einziges Album für SteepleChase zeigt die außergewöhnliche Musikerin mit Mitte 60 (Aufnahme: Juli 1975), im Trio mit Bassist Buster Williams und Schlagzeuger Mickey Roker, ihr ganzes Stilspektrum ausbreitend: „Free Spirit“ enthält Gospel und Soul, Blues und Swing, Bop und (bis zu einem gewissen Grad) sogar Free Jazz. Ihrer Fantasie auf der Klaviatur waren keine Grenzen gesetzt. Musikalisch überragend, und in klanglicher Hinsicht möglicherweise ihr bestes Album; die Dynamik ist jedenfalls beeindruckend! (1976/2022)