Rezension
Steve Earle hat sich immer schon als Working Man’s Songwriter verstanden. Deswegen war er für Jessica Blank und Eric Jensen auch erste Wahl, als es darum ging, Songs für ein Stück zu schreiben, in dem es um das „Upper Big Branch Mine Desaster“ ging, jenem Grubenunglück in West Virginia, dem im Jahre 2010 27 Minenarbeiter zum Opfer fielen. Earl nähert sich dem Thema mit eigenen Songs, die weniger das Unglück selbst als die damit verknüpften persönlichen Biographien zum Thema haben, und mit Traditionals wie „John Henry“; in beiden Fällen mit schon fast erschütternder Authentizität. Wenn Earle zu Beginn das kurze, gospelartige „Heaven Ain’t Goin‘ Nowhere“ mit seiner zerschossenen Stimme intoniert, wird man sofort mitten ins Geschehen gezogen. Man spürt, wie sehr der Mann mit den Menschen in den Knochenjobs sympathisiert: Er hatte sie gründlich kennengelernt, bevor er von seinen Songs leben konnte, nachdem er mit 16 die Schule abgebrochen hatte. Vergessen hat er sie nie. Und seine Dukes sind eine phantastische Band, die jederzeit sowohl einen traditionellen Country-Song mit größter Intensität gestalten wie ein akustisches Höllenfeuer entfachen kann. (2020)