Rezension
Insbesondere ehemalige Klavierschüler älterer Semester mögen den Namen Kuhlau nicht in guter Erinnerung haben: Das Sonatinenwerk des zu Lebzeiten (1786-1832) äußerst populären Pianisten und Komponisten wurde von sadistischen Klavierpädagogen nur allzuoft mißbraucht – dabei entfalten diese Stückchen in den richtigen Händen so viel Charme! Überhaupt waren es die kleinen Formen und Besetzungen, die es dem Beethoven-Zeitgenossen (und von jenem alle anderen überschattenden Kollegen durchaus Geschätzten!) angetan hatten. So auch die Kombination Flöte/Klavier, für die er immerhin dreißig Werke hinterließ. Zwei der bedeutenderen sind hier zu hören. Wobei die Titelbezeichnung “Grande” lediglich der Mode der Zeit folgte oder sich allenfalls auf die Länge bezieht, denn Kuhlaus Musik haftet nichts Pompöses an. Im Gegenteil, sie zeigt, daß der gebürtige Uelzener sowohl den Wiener wie den galanteren italienischen Stil seiner Epoche genau studiert hatte. Diese Musik will gefallen, und sie tut’s. Das ist im selben Atemzug verspielt und elegant – es schmiegt sich ans Ohr. Daß wir hier ein dänisches Duo hören, liegt übrigens nicht nur am Label: Kuhlau war wiederholt in Kopenhagen gewesen und hatte im dänischen Musikleben tiefe Spuren hinterlassen. (Nicht nur seine eigenen: Er sorgte auch dafür, daß man sich im hohen Norden mit Beethoven auseinandersetzte!) Die Interpretation ist jedenfalls nicht zu bemängeln: Die beiden Ausführenden wissen genau um die Qualitäten des heute unterschätzten Komponisten, und sie können sie vermitteln! – Die Qualität der Aufnahme ist auch hier bemerkenswert: Die “Luftsäule”, die man bei guten Flötenplatten zu ‘sehen’ vermeint, hier steht sie wie eine Eins. Ohne audiophile Ambitionen wohlgemerkt, einfach gutes Handwerk… die Pressung ist auch bei dieser späten Paula-Nummer hervorragend! (1986)