Rezension
Der Pianist war einer der aufregendsten Jazz-Komponisten seiner Generation, der – während sich viele seiner Kollegen entweder für Soul- oder Free Jazz entschieden – einen ganz eigenen Weg verfolgte. „Grass Roots“ ist eines seiner zugänglichsten Werke, den Label-Wünschen gemäß nah am Hard Bop. Doch das einerseits einfache, andererseits rhythmisch wie melodisch absolut eigenartige Thema des Titelstücks macht bereits deutlich, daß sich dieses Album nicht so ohne weiteres in den Labelkanon einordnen läßt. Die Bläsersektion aus Lee Morgan und Booker Ervin folgt Hills Ideen mühelos (tolle Unisono-Sätze, etwa in „Mira“!) und liefert Soli voller faszinierender melodischer Wendungen; die Rhythmiker (Ron Carter und Freddie Waits) halten souverän die Balance. Um die Labelbosse, die den ersten Entwurf zu diesem Album bereits abgelehnt hatten, bei Laune zu halten, gibt’s auf Seite zwei einen achteinhalbminütigen Groove-Knaller („Soul Special“). Daß Hill dergleichen jeder Zeit aus dem Ärmel schütteln kann, hatte er schon oft genug bewiesen (etwa, als er seinem Freund Lee Morgan „The Rumproller“ auf den Leib schrieb)… (1968/2025)