Mariss Jansons

His Last Concert At Carnegie Hall

Weitere Werke:  Johannes Brahms: Symphonie Nr. 4 / Ungarischer Tanz Nr. 5
Weitere Interpreten:  Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: Mariss Jansons
Label/AN:  BR Klassik, 900193
Format:  LP 180g

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Rezension

Am 30. November 2019 verstarb der große lettische Dirigent, beinahe hätte er Rafael Kubeliks Langzeitrekord als Chef des BR-Orchesters gebrochen. Drei Wochen zuvor hatte er sein letztes Konzert mit dem Klangkörper gegeben, am 8. November in der New Yorker Carnegie Hall. Konzertmeister Anton Barakhovsky berichtet, er habe nach der ersten Hälfte des Programms (Richard Strauss’ vier Orchesterzwischenspiele aus der Oper “Intermezzo”) auf Drängen des Managements den völlig erschöpften Dirigenten zu überzeugen versucht, auf den zweiten Teil zu verzichten, doch Jansons insistierte. Und dirigierte im Anschluß eine vierte Brahms-Symphonie, die ein würdiges Vermächtnis ist: Gleichermaßen von tragischem Gewicht wie trotz langsamer Tempi überraschend frei fließend. Manchmal stellt sich dabei eine überirdische Stimmung ein, die an Wagners Parsifal-Zwischenspiele erinnert (was wieder einmal zeigt, wie unsinnig der erbitterte Streit zwischen den Anhängern beider Komponisten doch war). Man spürte Jansons Hingabe, aber, so Barakhovsky, man konnte nicht übersehen, daß er seine letzten Reserven ausschöpfte. Und er gab dem frenetisch applaudierenden Publikum gegen den Widerspruch des Ersten Geigers auch noch eine Zugabe: Eine so spannende wie energetische Performance des fünften Ungarischen Tanzes. Den nächsten Abend sagte er ab, alle weiteren Termine ebenso, und kehrte in seine Wahlheimat St. Petersburg zurück. Daß er nie wieder ein Podium betreten würde, ahnte dennoch niemand. Dies ist das Dokument jenes denkwürdigen letzten Konzertabends. (2021)