Diese Sängerin, diese Band – es wäre eine echte Beleidigung, sie einfach so in die Retro-Schublade zu stecken. Richtig ist: Sharon Jones und ihre Dap-Kings stehen in der Tradition des 60’s-Soul. Aber sie reproduzieren nicht, sie spielen damit. Sie verschmelzen die damals streng getrennten Stile und machen daraus etwas, was es damals nicht gab und was dennoch in jeder Note authentisch klingt. Wir hören Memphis (Stax), Philadelphia und Motown gleichzeitig, und es ist wohl überflüssig, darauf hinzuweisen, daß das eine verflucht groovende Mixtur ist. Die Dap-Kings spielen ebenso messerscharf auf den Punkt wie weiland die Hausbands von Stax oder Motown, die Meters oder die JB’s. Atemberaubend. Und die Sängerin ist in unserer Zeit ganz einfach die Größte in diesem Bereich. 1958 geboren, hat sie die Glanzzeit des Genres immerhin schon bewußt miterlebt, und vor ihrem eigenen Albumdebüt im Jahre 2002 schulte sie sich als Backgroundsängerin auf zahllosen Produktionen – und immer wieder auch in der Kirche, mit klassischem Gospel. „I Learned The Hard Way“ ist das vierte Album dieser sagenhaften Formation, und man würde ja beeindruckt im Sessel sitzen, wenn der Bewegungsdrang bei dieser Musik nicht so stark wäre…! (2010)