Viel zu lange hatte Clapton sein Schaffen getrennt: Es gab die Blues-Alben (meist gut) und die im Pop verorteten (oft halbgar). Es gab aber mal eine Zeit, da hatte EC es durchaus überzeugend verstanden, seine verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Klassiker wie „461 Ocean Boulevard“ und „Slowhand“ entstanden damals. Mit „I Still Do“ ist er endlich in dieses Fahrwasser zurückgekehrt – bezeichnenderweise sitzt mit Veteran Glyn Johns derselbe Mann im Produzentensessel wie einst bei „Slowhand“! Clapton eröffnet mit einem Blues-Klassiker aus den 30ern, es folgen Songs seines alten Buddies J.J. Cale, eine sehr gelungene Dylan-Adaption, mehr Blues und in der Mitte des Albums zwei sehr feine eigene Songs. Das ist alles nicht spektakulär und muß es auch gar nicht sein, es ist sicherlich nicht Claptons Anliegen. Wichtig sind hier die Vibes, das Entstehen einer angenehm entspannten Stimmung. Dies ist Musik-Machen auf sehr hohem Niveau mit alten Weggefährten und Freunden wie Drummer Henry Spinetti, Bassist Dave Bronze, Organist Paul Carrack, natürlich auch Andy Fairweather-Low und Chris Stainton. Mit seinem Können anzugeben, hat keiner von denen mehr nötig. Hier geht’s nur noch um die Freude am gemeinsamen Spielen, am perfekten Laid-Back-Groove. Und dem kommen die alten Herren hier sehr nahe. Erfreuliches Album! (2016)