Rezension
Nach dem selbstbetitelten vierten Album (2017) konnte man sich nur schlecht vorstellen, wie Tamara Lindeman sich abermals selbst übertreffen würde. Hört man nun, mit welcher Grandezza sie genau das tut, schämt man sich sofort für jeden Zweifel. Lindeman ist hier Stevie Nicks und Joni Mitchell in einer Person, ihre Songs sind großer, (aber wirklich ganz großer!) Pop und dabei so unaufdringlich wie unüberhörbar von Jazzstrukturen durchzogen; leichte Grooves nehmen jedes Gewicht aus den komplexen Arrangements. Produziert hat die Kanadierin auch dieses Album selbst; Owen Pallett steuerte bei zwei Songs die Streicher-Settings bei, macht es aber auch nicht besser als Lindeman selbst bei den anderen. Ein Über-Album – ob man es zwischen „Rumours“ und „Avalon“ einsortiert oder doch in der Nähe von „Blue“ und „Court And Spark“, bleibt jedem selbst überlassen. Am besten läßt man es ohnedies erstmal griffbereit neben dem Plattenspieler stehen. (2021)