Rezension
Auf seinem Debüt „Passione“ (2021, leider bislang nicht auf Vinyl) etablierte der anglo-italienische Sänger sich aus dem Stand als eine der großen Tenor-Stimmen der Gegenwart. Den Eindruck bestätigt er hier, obendrein aber zeigt er sich nun auch als meisterlicher Rollen-Gestalter, denn diesmal ist er nicht in italienischen (meist neapolitanischen) Liedern, sondern in ganzen Opern-Szenen zu hören, auch mit Partnerinnen (Lise Davidsen als Tosca, Natalya Romaniw als Cio-Cio-San und Aigul Akhmetshina als cool-fatale Carmen). Seine dramaturgische wie seine Gesangskunst läßt schnell Erinnerungen an das Golden Age im vergangenen Jahrhundert wach werden: An Größen wie Franco Corelli (De Tommasos Vorbild, das Debüt hatte er ihm gewidmet), Mario Del Monaco, auch Nicolai Gedda. Bemerkenswert ist dabei auch die musikalische Reife des jungen Sängers, der jeder Versuchung in Sachen Overacting (und sie ist groß sowohl in Puccinis wie in Bizets Musik!) souverän widersteht. Die Tatsache, daß man in De Tommasos warm strahlender Stimme immer das Potential hört, noch viel weiter gehen zu können, trägt viel zur Faszination seiner Darbietung bei… Hier ist tatsächlich ein wirklich Großer am Start. Die Erwartung an (und die Vorfreude auf) seine erste Hauptrolle in einer Gesamtaufnahme sind entsprechend. (2022)