Rezension
Einen Newcomer kann man einen Musiker, der in 20 Jahren auf gut 70 Alben mitgewirkt hat (als Sideman, Bandmitglied oder Duo-Partner), wohl kaum bezeichnen. Dennoch ist dies das Debüt des norwegischen Trompeters. Es wurde notwendig, als Halle 2013 von einem längeren Istanbul-Aufenthalt (wo er oft allein durch die Stadt streifte) voller Eindrücke zurückkehrte – und voller Musik. Musik, die mit gewissen Strömungen aktueller Popmusik ebensoviel zu tun hat wie mit Jazz. Von einem Till Brönner ist Halle dabei weit entfernt; näher ist ihm da sicher sein Landsmann Nils Petter Molvær. In einigen Stücken läßt er sich auch als Sänger hören – da könnte man etwa eine Brücke zu Robert Wyatt schlagen. Zu einem Song („This Last One Is For You“) hat er auch eine Gastsängerin eingeladen (Maria Laurette Friis): Das Stück hätte auch auf der ersten Portishead-LP seinen Platz gefunden. Es sind dabei überwiegend Grautöne, mit denen der Mittvierziger seine Klangbilder von Istanbul komponiert, was angesichts einer derart farbigen Stadt überraschen mag. Doch er erzielt damit eine ganz erstaunliche Vielfalt…! – Exzellente (und limitierte) Vinyl-Edition im Klappcover. Die Pressung ist makellos – eventuell irritierende Geräusche (etwa in „Port“) sind intendiert und Teil des musikalischen Geschehens! (2015)